Herbstliche Superfoods: Warum wir zurück zu heimischen Schätzen sollten
Wenn die Tage kürzer werden und sich das Leben wieder stärker nach innen verlagert, ändert sich auch unser Bedürfnis nach Nahrung. Wir greifen zu wärmenden, nährstoffreichen Lebensmitteln, und der Herbst bietet davon mehr, als viele denken. Zwischen Kürbis und Apfel finden sich vergessene regionale Kraftpakete wie Topinambur, Mispeln und Quitte.

Was ist Superfood eigentlich?
Der Begriff „Superfood“ steht für Lebensmittel mit besonders hoher Nährstoffdichte oder erwiesenen positiven Effekten auf Gesundheit und Wohlbefinden. Doch wer den Blick ausschließlich auf exotische Varianten richtet, übersieht, dass unsere heimischen Pflanzen oft ebenso wertvoll – manchmal sogar überlegen – sind. Und sie punkten zusätzlich mit kurzen Transportwegen und echter Klimafreundlichkeit.
3 heimische Superfoods mit Rezept
Sie sind echte Alleskönner aus der Region: robust, vielseitig, gesund. Unsere heimischen Böden liefern Superfoods, die mit Chia, Açai & Co. problemlos mithalten können, nur eben nachhaltiger und günstiger.
Topinambur
Die knollige Topinambur – auch bekannt als Jerusalem-Artischocke – ist ein echtes Multitalent unter den Wurzelgemüsen. Sie enthält kaum Fett, dafür aber eine Fülle an Mineralstoffen wie Eisen, Kalium, Mangan und Magnesium. Besonders bemerkenswert ist ihr hoher Anteil an Inulin, einem präbiotischen Ballaststoff, der die Darmflora nährt und so eine gesunde Verdauung unterstützt. Für Menschen, die auf einen stabilen Blutzuckerspiegel achten, ist Topinambur sehr interessant: Inulin wird im Körper nicht zu Glukose umgewandelt und kann daher helfen, Blutzuckerspitzen nach Mahlzeiten abzufedern. Gleichzeitig sorgt der milde, nussige Geschmack dafür, dass sie in der Küche vielseitig einsetzbar ist – von der cremigen Suppe bis zum knusprigen Ofengemüse.
Zutaten:
- 500 g Topinambur (geschrubbt, nicht zwingend geschält)
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
- 600 ml Gemüse- oder Gemüsebrühe
- 100 ml Sahne (optional)
- Salz, Pfeffer, Muskat
- Ein Spritzer Zitronensaft
- Etwas Olivenöl
Zubereitung für ca. 4 Portionen:
1. Für die Suppe werden Zwiebel und Knoblauch fein gehackt und in etwas Olivenöl glasig gedünstet.
2. Anschließend kommt der klein geschnittene Topinambur dazu, der kurz mitgedünstet wird, um sein nussiges Aroma zu entfalten.
3. Danach alles mit Gemüsebrühe aufgießen und etwa 15 bis 20 Minuten köcheln lassen, bis die Knollen weich sind. Die Suppe wird anschließend püriert, mit etwas Sahne verfeinert und mit Salz, Pfeffer, Muskat und einem Spritzer Zitronensaft abgeschmeckt.
4. Zum Schluss nach Belieben mit frischen Kräutern oder gerösteten Kürbiskernen garnieren.
Die Suppe ist leicht verdaulich und dank Inulin zudem gut für die Darmflora. Außerdem ersetzt sie kohlenhydratlastige Kartoffel- oder Mehlsuppen und bringt Abwechslung in die Herbstküche.
Mispeln
Die echte Mispel (Mespilus germanica) ist in Mitteleuropa fast in Vergessenheit geraten, dabei hat sie kulinarisch und gesundheitlich viel zu bieten. Im unreifen Zustand schmeckt sie herb, doch nach dem ersten Frost oder etwas Lagerzeit verwandelt sie sich in eine süß-aromatische Frucht mit weicher, cremiger Konsistenz.
Mispeln enthalten viele wichtige Vitamine, natürliche Säuren und Pflanzenstoffe, die das Immunsystem unterstützen. Früher wurde die Frucht oft zu Mus, Saft oder Gelee verarbeitet, heute entdeckt man sie in der saisonalen Küche wieder neu.
Zutaten:
- 6 reife Mispeln
- 100 g Marzipanrohmasse
- 1 Ei oder etwas pflanzliche Alternative
- 1 TL Zimt
- Etwas Butter
Zubereitung:
1. Für die Füllung Marzipan mit Ei, Zimt und etwas Süße verrühren. Die Mischung in die halbierten Mispeln füllen und mit ein paar Butterflocken verfeinern.
2. Für dieses herbstliche Dessert werden die Mispeln unten leicht abgeschnitten, damit sie stabil stehen können.
3. Anschließend kommen sie bei etwa 180 °C für rund 20 bis 25 Minuten in den Ofen, bis sie weich und leicht karamellisiert sind.
4. Warm aus dem Ofen oder abgekühlt serviert, entfalten sie ihr volles, aromatisches Herbstaroma.
Diese Nachspeise bringt das herb-süße Aroma der Mispel zum Vorschein.
Quitte
Roh ist die Quitte meist zu hart und herb im Geschmack, doch gekocht oder eingekocht entfaltet sie ihr volles, fruchtiges Aroma. Sie enthält Mineralstoffe wie Kalium und Eisen. Der hohe Pektinanteil macht sie ideal für Marmeladen, Gelees oder Mus, da Pektin beim Eindicken hilft und zugleich die Verdauung unterstützt.
Zutaten:
- 3 Quitten
- 5–6 Mispeln
- Etwas Wasser
- Optional: wenig Rohrohrzucker oder Honig
Zubereitung;
1. Für das Fruchtleder werden die Quitten und Mispeln gründlich gewaschen, die Quitten geviertelt und die Mispeln halbiert. Beides kommt mit etwas Wasser in einen Topf und wird etwa 30 Minuten weichgekocht.
2. Anschließend wird die Mischung püriert und gleichmäßig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech gestrichen.
3. Im Ofen bei niedriger Temperatur (etwa 60 bis 70 °C) mehrere Stunden trocknen lassen, bis die Masse eine lederartige Konsistenz bekommt.
4. Danach in Streifen schneiden und in einem luftdicht verschlossenen Glas oder Behälter aufbewahren – fertig ist der gesunde Snack für zwischendurch.
Fruchtleder ist eine gesunde, zuckerarme Alternative zu Fruchtgummis. Die Kombination aus Quitte und Mispel bringt Pektin und natürliche Süße ins Spiel, ideal als Snack für unterwegs.
Weg von klassischen Trend-Lebensmitteln, hin zu heimischen Superfoods
- Saisonale Verfügbarkeit & Frische: Im Herbst reifen sie regional heran, sind direkt vom Feld oder vom Baum verfügbar und frisch verarbeitet besonders nährstoffreich.
- Klimavorteile und Nachhaltigkeit: Kurze Transportwege, kaum Energieaufwand, häufig in Streuobstwiesen oder Gartenkulturen anbaubar.
- Kulturelle Verwurzelung: Diese Früchte gehören traditionell zu unserer Region, sie erzählen Geschichten, verbinden mit der Heimat und fördern Biodiversität.
- Weniger Abhängigkeit von globalen Lieferketten: Wer heimische Superfoods nutzt, macht sich unabhängiger von Importen, Preisschwankungen und Verpackungsbergen.
- Gesundheitliche Vielfalt: Sie liefern Nährstoffe, die oft in exotischen Produkten überbetont werden, und das in Kombination mit lokalem Essen.
Der wahre Superfood-Trend der nächsten Jahre könnte daher sein: Zurück zur Region, zurück zu saisonalen Schätzen, und damit Ernährung, Umwelt und Genuss in Einklang bringen.